Workshop Biomedical Potentials of Inorganic Nanomaterials

27.05.2015

Unter dem Thema „Biomedical Potentials of Inorganic Nanomaterials“ veranstalteten die LMU und die Fudan Universität vom 14. bis 18. April in Shanghai einen deutsch-chinesischen Young Researchers‘ Workshop. Im Fokus standen die Anwendungsmöglichkeiten von anorganischen Nanopartikeln für verschiedenste biomedizinische Zwecke.

Das Thema fällt in den Bereich der Nanotechnologie, welche Strukturen und Prozesse untersucht, die 80.000 Mal kleiner sind als der Durchmesser eines menschlichen Haares (1 Nanometer = 10-9 Meter). Die Nanotechnologie ist von großer Bedeutung, weil unsere Lebensprozesse im Nanobereich ablaufen. Die grundlegendste Einheit aller lebenden Organismen, die Zelle, ist aufgebaut aus einer Vielzahl von kleineren Strukturen, den Organellen. Diese bestehen aus interagierenden Biomolekülen, die mechanische und biochemische Funktionen im Nanometermaßstab durchführen. Solche molekularen «Nanomaschinen» bilden das Fundament aller lebenden Organismen.

Viele Krankheitsprozesse beginnen in spezifischen Zelltypen mit einer Funktionsstörung auf zellulärer Ebene. Die moderne Wissenschaft möchte diesen molekularen Vorgang detaillierter kennen, um Erkrankungen besser zu verstehen und neue Therapiemöglichkeiten zu finden. Ein zentrales Forschungsthema ist die Entwicklung von funktionalen Nanopartikeln, welche gezielt mit Zellen interagieren können. Die Wunschliste an derartige „Nanomaschinen“ ist lang: Sie sollen innerhalb des Körpers selektiv die am Krankheitsprozess beteiligten Zellen und Organe aufsuchen, um dort gezielt starke heilende Wirkung zu entfachen, zugleich aber die nicht am Krankheitsprozess beteiligten Zellen verschonen. Dies sollte sich durch medizinische Diagnostik präzise verfolgen lassen. Die eingesetzten Nanopartikel müssten völlig ungiftig, biologisch abbaubar oder natürlich ausscheidbar sein. Überdies darf sie das natürliche Immunsystem des Körpers nicht erkennen und eliminieren, bevor sie ihr Ziel erreicht haben. All diese Anforderungen lassen unschwer erkennen, wie komplex die Entwicklung einer solchen „Wunderwaffe“ ist.

Die Organisatoren des Workshops, Dr. Stefan Wuttke vom Department Chemie der LMU und seine chinesische Kollegin Dr. Rongquin Huang vom Pharmazie Department der Fudan Universität, luden verschiedenste Wissenschaftler aus den Bereichen Pharmazie, Chemie, Medizin und Biophysik ein. Leitgedanke war der thematisierte wissenschaftliche Austausch zwischen jungen Forschern aus China und Deutschland. Die überschaubare Größe des Workshops mit etwa 35 Personen erlaubte es, mit fast allen Teilnehmenden einmal ins Gespräch zu kommen. Als Gast schätzte man das liebevoll gestaltete Rahmenprogramm und die aufmerksame Betreuung. Wer aus Deutschland kam, wurde am Flughafen abgeholt und alle Teilnehmer logierten im gleichen Hotel mit komfortablen Zimmern. Ein organisierter Tagesausflug zeigte in vierzehn Stunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Shanghai, so den Transrapid: ein Beispiel gelungener deutsch-chinesischer Kooperation. Und auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz. Ermöglicht wurde die Gastfreundschaft durch die großzügige Unterstützung vom Chinesisch-Deutschen Zentrum für Wissenschaftsförderung.

Der Workshop illustrierte eindrücklich das breite aktuelle Interesse am Einsatz von Nanopartikel für verschiedenste biomedizinische Zwecke. Eine der wichtigsten Fragen musste aber leider größtenteils unbeantwortet bleiben: die Interaktion von «Nano» mit «Bio». Dies liegt zum Teil an der Komplexität des Themas, zum anderen an der Notwendigkeit von zeit- und kostenintensiven Untersuchungen. Wir hoffen, diese und andere Fragen in zwei bis drei Jahren in einem deutsch-chinesischen Workshop an der LMU beantworten zu können.